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Klettersteige um Cortina d'Ampezzo

02.09.2023

Nach einem kurzen Kälteeinbruch Ende August, meinte es Petrus gut mit uns und bescherte uns 5 Tage mit viel Sonne, meist wolkenlos und sehr angenehmen Temperaturen – nicht zu heiß aber auch nicht kalt, ideal um einige schöne Klettersteige in der Nähe von Cortina d’Ampezzo zu erkunden.

Ursprünglich war die Tour von Lydia geplant, die aber leider verletzt ausfiel. Dankenswerterweise sprang Stefan kurzfristig ein, so dass eine zehnköpfige Gruppe unter Führung von Stefan und Sebastian Richtung Dolomiti d’Ampezzo aufbrechen konnte. Unser erster Halt am Passo di Valparola führte uns auf den Hexenstein über den Ferrata Fusetti. Ein wichtiges Utensil im Rucksack war die Stirnlampe, und diese kam an fast allen Tagen zum Einsatz, weil es in dieser Ecke der Dolomiten nur so von Resten von Stellungen und Stollen aus dem ersten Weltkrieg wimmelt. Anstatt um den Berg herumzulaufen, ging es also mitten durch. Der Klettersteig selber war ein kurzer, netter B/C Steig mit 150 Hm, ideal um sich ein bißchen warm zu laufen und die lange Autofahrt abzuschütteln. Untergebracht waren wir im Refugio A. Dibona auf 2036 m, welches zwar leicht holprig, dafür sehr kraftsparend mit dem Auto zu erreichen ist und kurz vor Cortina unterhalb der beeindruckend steilen Wand der Tofana de Rozes liegt.

Von dort konnten wir dann an den nächsten drei Tagen zu Fuß die verschiedenen Steige der Umgebung abklappern. Alle drei wiesen ein paar Stellen der Kategorie C/D auf, wo man kräftig am Seil zupacken musste, ansonsten aber immer schöne Kletterei im Fels ohne viel Eisenschnickschnack.  Der erste im Bunde war der Alpinisteig. Ein vergleichsweise junger Sportklettersteig, der wohl den aktuellsten bautechnischen Anforderungen entspricht und das Handling mit den Karabinern sehr vereinfacht. Schöne Kraxelei mit einem unspektakulären Finale. Der Steig endet quasi auf einem Hügel, immerhin zierte die Erhöhung ein Gipfelkreuz, welches gleichzeitig ein Kriegsmahnmal mit Stacheldrahtzaun war. Auf dem Heimweg machten wir noch einen Abstecher in die Grotta di Tofana, eine meterhohe Höhle in der imposanten Südwand der Tofana de Rozes – und da war sie wieder, die Stirnlampe… ?. Während die Südwand unzählige richtig knackige Mehrseillängen beherbergt, führte uns der nächste Tag an die Westseite der Tofana zur Ferrata Lipella. Zum Einstieg ging es durch einen - dreimal dürft ihr raten… genau.. - Stollen, diesmal sogar mit Treppenstufen. Zurück im Tageslicht ging es dann in typischer Dolomiten - Klettersteigmanier wechselweise horizontal auf Bänder oder vertikal im Fels/am Seil nach oben. Der Steig führt durch einen beeindruckenden Felsklotz, der laut Topo einen Spreizschritt aufzuweisen hatte…. Naja, selbst meine kurzen Beine hatten damit aber keinerlei Probleme. Am Ende der Felswand erwartet einen dann allerdings eine wenig ansehliche Schotterhaube, die man dann noch hinauf stapfen muss – am Gipfel auf 3225 m genießt man dann allerdings ein Panorama der Extraklasse. Runter ging es dann auf der Nordseite, weiter schottrig mit leicht abfallenden terrassenförmigen Stufen und man musste auch immer mal wieder ein bißchen Hand anlegen… Die einen fanden’s super, weil man nicht einfach runter hatschen sondern sich bei jedem Schritt echt konzentrieren musste, die anderen fanden’s echt nervig, weil man sich bei jedem Schritt konzentrieren musste… ? Die Geschmäcker gehen halt auseinander. Das Ende der Trilogie machte dann der/die Ferrata Punta Anna: Wieder eine komplett andere Charakteristik: Der Steig führt die meiste Zeit an der Südkante der Punta entlang mit sehr, sehr viel Luft unterm Hintern. Gekoppelt mit dem Nebelmeer im Tal und dem strahlend blauen, wolkenlosen Himmel über uns eine Wahnsinnsszenerie. Hier stand nichts von Spreizschritten im Topo, gefühlt aber gab es unzählige und vor allem weitere. Am Ende des Steigs geht es über einen relativ breiten Rücken, der aber wieder unangenehm schottrig und leicht abfallend war…(hmm, siehe oben).  Man hätte jetzt noch einen zweiten anspruchsvollen Steig zur Tofana di Mezzo (Stichwort: luftige Hangelpassage) anhängen können, aber da wäre uns vermutlich die Zeit davongelaufen und das Risiko, die letzte Seilbahn zu verpassen und somit auch das Abendessen, war uns dann doch zu heikel. Stattdessen ging es dann den relativ einfachen Ferrata G. Olivieri runter und mündete in einem ausgedehnten „Apero“ auf der Terrasse des Refugio Pomedes.

Am letzten Tag ging es dann zunächst mit dem Auto zum Passo Falzarego und dann über den Kaiserjägersteig hinauf zum Lagazuoi. Das Klettersteigset konnte hier getrost im Auto bleiben (nicht aber die Lampe!). Ein bißchen seilversichert, aber alles easy. Oben angekommen (2746 m) musste man jedoch den Trubel der Seilbahn aushalten – von nahezu winterlich bis Bikinilook lief da alles rum. Dann doch lieber schnell in einen weiteren Stollen abtauchen und den Massen aus dem Weg gehen. Nach vielen spiralförmigen Höhenmeter nach unten spuckte uns der Berg dann am Felsband Cengia Martini aber wieder unversehrt aus und wir konnten die Tour gemütlich im Sonnenschein zu Ende bringen.

Vielen Dank an Lydia für die schöne Vorauswahl der Touren -sehr schade, dass Du nicht dabei sein konntest - und natürlich an Sebastian und Stefan für die Durchführung und den Feinschliff vor Ort. Das ruft nach Wiederholung im nächsten Jahr….

Martina